„Vorbeugen ist besser als heilen“

Kann ich zwei Tage ohne mein Smartphone leben? Diese Frage stellte sich den siebten Klassen des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums. Präventionslehrer Peter Plattmann hatte – im Rahmen der Sucht- präventionstage – gegen seine Schüler gewettet. Wenn sie tatsächlich zwei Tage auf ihr Handy verzichten können, lässt er sich einen bunten Irokesenschnitt verpassen. Und so kam es auch: Die Schüler gewannen und Plattmann musste seinen Wetteinsatz einlösen.

Doch bei der alljährlichen Veranstaltung, die in fünf Workshops gegliedert ist, geht es nicht nur um Mediennutzung, sondern auch um die Sucht nach Alkohol oder Zigaretten oder dem vermeintlich „perfekten“ Körper. Einen besonders eindrücklichen Programmpunkt stellte eine Liveschaltung in die Thorax-Klinik Heidelberg dar, bei der die Schüler eine Lungenspiegelung miterlebten und schwere Folgen des Rauchens sichtbar wurden.

Polizeioberkommissar Thomas Waringer vom Polizeirevier Weinheim referierte über mögliche rechtliche Folgen von Alkohol- und Drogenmissbrauch, um so auch ein Bewusstsein für die juristische Tragweite von Sucht zu wecken.

Paul Jöst und Katarzyna Wurzbach von der Suchtberatung Weinheim diskutierten mit den Schülern über „Mediensucht und andere Abhängigkeiten“.

Am Ende der Projekttage belohnt Präventionslehrer Peter Plattmann die Schüler der siebten Klassen mit einem eingelösten Wetteinsatz, einem blauen Irokesenschnitt. | Foto: DBS Weinheim

Besonders zu Beginn der Pubertät, so Jöst, sei präventive Arbeit wichtig, da die Neugierde junger Menschen geweckt ist und manche Schüler bereits erste Erfahrungen, zum Beispiel mit Alkohol, gemacht hätten. Jöst möchte aber vor allem auch auf seine Anlaufstelle, die Suchtberatung Weinheim, aufmerksam machen und berichtet in diesem Zusammenhang von seinem Wirken und seinen Erfahrungen. Er habe, so die tragische Seite seines Jobs, am Ende nur noch die Beerdigung von Menschen besuchen können. Aber er selbst sieht vor allem auch Erfolge, wenn Menschen, die in ihrer Sucht gefangen waren, auch dank der Suchtberatung, wieder in den Alltag integriert werden konnten.

Zwei Tage „Handyfasten“ schienen da regelrecht harmlos für die Schüler und doch wurde ihnen fast schmerzhaft bewusst, wie schwierig es fallen kann, auf das Smartphone zu verzichten. Aber das Experiment machte auch deutlich, wie häufig man den kleinen digitalen Alleskönner eigentlich nur aus Langeweile benutzt und wie gewinnbringend es ist, auch einmal wieder (und mit entspannter Nackenmuskulatur) nach Alternativen der Freizeitgestaltung in der Welt zu schauen.

Auch dank finanzieller Unterstützung durch die Stadt Weinheim, den Lions Club Weinheim, die Volksbank Weinheim Stiftung, den Kinderschutzbund Weinheim und die Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar kann an der DBS wichtige Präventionsarbeit auch über die Projekttage der siebten Klassen hinaus geleistet werden.

So besuchten die fünften und achten Klassen des gesamten Schulverbundes jüngst zwei interaktive Theaterstücke zu „Chancen und Risiken sozialer Medien“ (Klasse 5) und „Erstes Date und Grenzen setzen“ (Klasse 8).

Die neunten Klassen haben darüber hinaus in der kommenden Woche erneut einen Projekttag zum Thema Sucht mit anderer Schwerpunktsetzung als in Klasse 7. Denn, so ist sich die DBS sicher: „Vorbeugen ist besser als heilen“.

Artikel in den Weinheimer Nachrichten (Februar 2022)