Kunst, Musik, Verständlichkeit und ein Jubiläum: Das Jahr 2025 verspricht für das Pilgerhaus Weinheim ganz besondere Akzente. Mit mehreren Veranstaltungen und einer bevorstehenden Ehrung in Berlin zeigt die diakonische Einrichtung erneut, wie Inklusion aktiv gelebt werden kann.
Verständlich für alle
Am 28. Mai wird bundesweit der Tag der Leichten Sprache begangen – und das Pilgerhaus gehört zu den Pionieren auf diesem Gebiet. Seit 2017/2018 betreibt die Einrichtung ein eigenes Büro für Leichte Sprache – das Zentrum für Inklusion (ZFI). Die Mitarbeiter übersetzen komplexe Inhalte unter anderem für die Kommunale Behindertenbeauftragte, das Land Baden-Württemberg, die Landeszentrale für politische Bildung sowie für überregionale Städte und Kulturbetriebe. Ein besonderes Merkmal: Menschen mit Lernschwierigkeiten arbeiten aktiv im Prüferteam mit. Sie beurteilen, ob die Texte verständlich sind. „Das sind die echten Experten dafür. Sie wissen, was wirklich leicht zu verstehen ist“, sagt Anne-Kathrin Keuk, Leiterin des Zentrums für Inklusion. Die Arbeit dieser Kolleginnen ist essenziell – denn Leichte Sprache ermöglicht gesellschaftliche Teilhabe.
20 Jahre Kunstaktionstag
Auch künstlerisch ist das Pilgerhaus seit vielen Jahren aktiv. Gemeinsam mit dem Gemeindebauverein Lützelsachsen und der evangelischen Kirche bildet es die Initiative Kunst und Diakonie, die seit zwei Jahrzehnten den Kunstaktionstag veranstaltet. Das Jubiläum wird am 31. Mai mit einer Sonderausstellung im Lützeltreff gefeiert. Gezeigt werden Werke und Projekte aus 20 Jahren inklusiver Kunst – von großformatigen Gemeinschaftsarbeiten bis hin zu sensiblen Einzelpositionen. Die Ausstellung unterstreicht, wie sehr künstlerisches Schaffen Menschen verbindet – unabhängig von Herkunft, Bildung oder Behinderung.
Musik für alle – Inklusives Festival
Ein weiteres Highlight im Veranstaltungskalender ist das inklusive Musikfestival „Fair All“ am 5. Juli. Im Rahmen des Weinheimer Kultursommers verwandelt sich der Schlosshof in eine offene Bühne für Menschen mit und ohne Behinderung. Die musikalische Vielfalt reicht von Pop über Singer-Songwriter bis hin zu inklusiven Bands. Das Festival lädt zum Zuhören, Mitmachen und Begegnen ein – und steht ganz im Zeichen eines gelebten Miteinanders. Längst hat sich die Veranstaltung über die Grenzen der Region herumgesprochen. So werden an diesem Tag in Weinheim Gäste aus der gesamten Metropolregion erwartet.
175 Jahre Pilgerhaus
Am 21. September blickt das Pilgerhaus auf seine 175-jährige Geschichte zurück – mit einem großen Fest, das für alle offen ist. Geplant sind ein Festakt, ein buntes Rahmenprogramm sowie Begegnungen mit Mitarbeitern, Bewohnern, Angehörigen und Partnern aus Stadtgesellschaft und Politik. Das Jubiläum ist nicht nur Rückblick, sondern auch Ausblick: Mit vielfältigen Angeboten und Projekten setzt das Pilgerhaus weiterhin Maßstäbe für eine inklusive Zukunft.
Auftritt bei den Heimattagen
Apropos inklusive Zukunft. Mit „The Different Stars“ hat das Pilgerhaus auch eine inklusive Band in seinen Reihen, die aktuell gerade ihre erste CD aufnimmt und am Sonntag, 18. Mai, 14.45 Uhr, bei den Heimattagen Baden-Württemberg in Weinheim auf der Schlossparkbühne auftritt. Die Rock- und Indie-Band liefert nicht nur eigene Songs, sondern rockt auch mitreißende Coversongs. Was diese Band besonders macht, ist ihre Geschichte. Durch ein inklusives Musikprojekt haben sich die Bandmitglieder kennengelernt und ihre gemeinsame Leidenschaft entdeckt. Sie bringen unterschiedliche musikalische Einflüsse und Talente mit und verschmelzen zu einem explosiven Mix.
Rettungshaus für verwaiste Kinder
Das Pilgerhaus Weinheim zeigt auch 2025 – 175 Jahre nach seiner Gründung – wie stark das Zusammenspiel von sozialem Engagement, kultureller Offenheit und gelebter Inklusion sein kann. Die Veranstaltungen laden die Öffentlichkeit ein, mitzufeiern – und Teil dieser bewegten Geschichte zu werden, die 1850 als „Rettungshaus für verwaiste Kinder“ ins Leben gerufen wurde. Seit 1960 trägt die Einrichtung den heutigen Namen. Das Pilgerhaus hat längst seine eigene Erfolgsgeschichte geschrieben, und da pandemiebedingt 2020 kein Jubiläum gefeiert werden konnte, ist die Freude bei Bewohnern, Mitarbeitern und Unterstützern jetzt umso größer.